Transmeta muss Erwartungen reduzieren

Der Designer von besonders stromsparenden Prozessoren kann zwar seine Verluste reduzieren, kommt aber durch die Erneuerung von Vereinbarungen, die niedrigere Vertragsumsätze beinhalteten, in die Bredouille.

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Von
  • Jürgen Kuri

Der Chipdesigner Transmeta ist nicht gerade vom Glück verfolgt. Zwar konnte die Firma im abgelaufenen ersten Quartal die Verluste reduzieren, muss aber die Prognosen für das Gesamtjahr korrigieren: Neue Projektvereinbarungen vor allem mit Sony und Sony Computer Entertainment brachten auch niedrigere Umsätze mit sich, die aus den Verträgen resultieren sollen. Im nachbörslichen Handel in den USA nach Vorlage der Geschäftszahlen am gestrigen Dienstagabend sackte der Kurs dann von 2,30 US-Dollar zum Schluss des offiziellen Handels bis auf 1,60 US-Dollar, erholte sich dann leicht auf 1,70 US-Dollar. Nicht gerade zuversichtlich dürfte die Börsianer auch gestimmt haben, dass Transmeta nach der Vorlage der Bilanzen auch den Rücktritt seines Finanzchefs (CFO) Mark Kent bekannt gab.

Transmeta konzentriert sich seit Einführung eines neuen Geschäftsmodells im vergangenen Jahr vor allem auf Soft- respektive Hardware-Entwicklung und nicht mehr auf die eigentliche Produktion von CPUs. Allerdings war der Verkauf der Prozessor-Produktlinie Crusoe Anfang des Jahres erst einmal geplatzt. Aufsehen erregte der Chipentwickler vor Kurzem zudem durch eine Mitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC (Securities and Exchange Commission) zur Geschäftstätigkeit im Jahr 2005: Darin erklärte das Unternehmen, es habe die Arbeit für ein "proprietäres Microsoft-Projekt im Wesentlichen beendet". Um welches Projekt es sich dabei genau handelt, wollten bislang weder Transmeta noch Microsoft konkretisieren.

Der Verlust von Transmeta im ersten Geschäftsquartal betrug 1,65 Millionen US-Dollar (1 Cent pro Aktie), im gleichen Quartal des Vorjahrs waren es noch 21,1 Millionen US-Dollar (11 Cent pro Aktie). Der Umsatz kletterte von 6,85 auf 19,51 Millionen US-Dollar. Aus den Microsoft-Verträgen flossen dabei 9,1 Millionen US-Dollar für Service-Leistungen an Transmeta. Insgesamt steigerte der Dienstleistungsbereich den Umsatz von 448.000 auf 18,9 Millionen US-Dollar, die Produktsparte mit Prozessorverkäufen verzeichnete – nach der neuen Geschäftsstrategie erwartungsgemäß – einen Umsatzrückgang von 6,4 Millionen auf 589.000 US-Dollar.

Für das Gesamtjahr 2006 erwartet Transmeta nun Umsätze von 48 bis 58 Millionen US-Dollar, zuvor war die Firma noch von 60 bis 72 Millionen US-Dollar ausgegangen. Der Verlust soll bei 8 bis 13 Cents pro Aktie liegen. Zum Rückzug von Kent hieß es, er werde der Firma noch drei Monate als Berater zur Verfügung stehen, bis ein neuer CFO gefunden worden sei. "Als ich vor anderthalb Jahren zu Transmeta kam, hatte ich das Ziel, dem Management und dem Board dabei zu helfen, die Firma auf einen tragfähigen, strategischen Weg zu bringen. Ich glaube, dass wir dieses Ziel erreicht haben", erklärte Kent. Genaue Gründe, warum er die Firma zu diesem Zeitpunkt verlässt, gaben weder Kent noch Transmeta an.

Umsatz- und Gewinnentwicklung bei Transmeta in US-Dollar

Quartal Umsatz Gewinn/
Verlust
4/01 1,5 Mio. -49,7 Mio.
1/02 4,1 Mio. -30,9 Mio.
2/02 7,5 Mio. -35,6 Mio.
3/02 6,4 Mio. -21,8 Mio.
4/02 6,1 Mio. -21,7 Mio.
1/03 6,0 Mio. -20,1 Mio.
2/03 5,1 Mio. -22,0 Mio.
3/03 2,6 Mio. -23,6 Mio.
4/03 3,5 Mio. -21,6 Mio.
1/04 5,2 Mio. -23,4 Mio.
2/04 6,0 Mio. -25,5 Mio.
3/04 6,9 Mio. -27,4 Mio.
4/04 11,24 Mio. -28,1 Mio.
1/05 6,8 Mio. -21,1 Mio.
2/05 27,4 Mio. 6,8 Mio.
3/05 27,9 Mio. 10,1 Mio.
4/05 13,3 Mio. -2,1 Mio.
1/06 19,509 Mio. -1,647 Mio.