Künstliche Intelligenz beschäftigt auch das Weltwirtschaftsforum

Die EU strebt in Sachen KI nach einer Führungsrolle, China zeigt sich auf dem WEF zurückhaltend und der UN-Generalsekretär zeigt dort seine Sorgen.

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In Davos kommen seit 1971 Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik zusammen, seit 1987 unter dem Titel World Economic Forum.

(Bild: World Economic Forum)

Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Monika Ermert

Auf der diesjährigen Ausgabe des Weltwirtschaftsforums in Davos präsentieren sich Regierungen auch zu nationalen und regionalen KI-Initiativen. Während die EU-Kommissionspräsidentin erneut eine Führungsrolle der EU verspricht, zeigt sich der chinesische Vertreter zurückhaltender.

Der chinesische Ministerpräsident Li Qiang betonte die Notwendigkeit, rote Linien zu ziehen und dafür zu sorgen, dass Menschen die Kontrolle behalten. Li hob Chinas Initiative für internationale Regeln für Künstliche Intelligenz hervor. Der Vorschlag des Landes zur KI-Governance sei von vielen Staaten positiv aufgenommen worden, versicherte Li und lud zur 7. Ausgabe des KI-Summits in Shanghai im kommenden Mai ein.

Die bisherigen Erwartungen, dass China im Bereich KI allen davon eilen werde, habe sich nicht erfüllt, konstatierte in einer Debatte über Desinformation Cloudflare-CEO Matthew Prince. Dafür mitverantwortlich sein könnte wohl die chinesische KP, die auf Kontrolle bedacht sei.

An Vorschlägen für eine globale KI-Governance arbeitet seit Ende 2023 eine hochrangige UN-Arbeitsgruppe. Diese hat laut UN-Generalsekretär Antonio Guterres bereits erste Vorschläge vorgelegt. Auch für Guterres sind solche Übereinkünfte zu Grenzziehungen und zu einem gerechten Zugang zu KI eine zentrale Aufgabe. Nur der Kampf gegen den Klimawandel ist für ihn noch dringlicher. Beide könnten aber an dem nicht zuletzt durch die Kriege in der Ukraine und Gaza zerrütteten Verhältnis der UN-Mitgliedsstaaten scheitern.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen sagte, Europa habe die Talente, nämlich 200.000 Softwareingenieure mit KI-Erfahrung. Das seien relativ mehr als in den USA und China. Außerdem sei die EU führend bei Industriedaten und könne KI "an Daten von unübertroffener Intelligenz schulen". Die EU wolle Start-ups Zugang zu Supercomputern und Data Spaces geben, damit sie mit den großen KI-Modellbauern konkurrieren können. "Europa ist in einer guten Startposition, um bei der industriellen KI führend zu sein", und mit dem AI Act werde auch ein erstes Gesetz geschaffen.

Auch der US-Senat habe sich in internen Vortragsrunden intensiv mit der Technologie, den Chancen und Risiken befasst, schilderte der republikanische US-Senator Mike Rounds. Als Mitglied des Verteidigungs- und des Geheimdienstausschusses machten ihm die Risiken des KI-gestützten Kriegs Sorgen: "Kriege werden heute nicht mehr nur zu Land, zu Wasser und in der Luft geführt, sondern auch im Weltraum und im Cyberspace." KI werde die Art und Weise der Kriegsführung in all diesen Bereichen verändern. "Die Armee, die KI nutzt, wird den anderen eine Nasenlänge voraus sein", sagte Rounds.

Deshalb bleibe es für die USA wichtig, die im Bereich Netze und Computing aufgebaute Marktführerschaft auch im Bereich KI zu verteidigen. Schon ein Vorsprung in Monaten rechtfertigen nach Ansicht von Rounds auch Exportbeschränkungen, etwa im Bereich mächtiger Chips Generationen. Um kompetitiv zu bleiben, müssten die USA weiter gute Talente anlocken.

Omar Sultan Al Olama, KI-Minister der Vereinigten Arabischen Emirate, erläuterte in Davos, die Einwohner des Golfstaats bekämen von ihrer Regierung eine Push-Nachricht aufs Handy, in der sie über die Möglichkeiten von KI aufgeklärt werden. 180.000 Menschen hätten sich seit der ersten Ausgabe 2023 bereits durch das Informationsangebot geklickt.

In der Schule der Emirate wird steht Programmieren ab der 5. Klasse, KI samt ethischer Fragen ab der 9. Klasse standardmäßig auf dem Lehrplan. Zudem hätten die VAE beste Voraussetzungen, an eigenen Datasets und Modellen zu arbeiten, weil sie viele Nationalitäten auf engstem Raum zusammenbringe und viele Computing Resourcen habe. "Unser regulatorisches System erlaubt uns außerdem, schneller zu sein als Länder mit mehr Bürokratie", sagte Olama.

(anw)