Autoindustrie beklagt schleppenden Ausbau der Ladeinfrastruktur​

Der Verband der Autohersteller bemängelt, dass die Ladeinfrastruktur mit den Verkaufszahlen von E-Autos nicht mithalten kann und fordert mehr Tempo.​

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Hyundai Ioniq 5

Mehr als 22 kW werden als Schnellladepunkt definiert. Da dürfte nicht jeder E-Autofahrer zustimmen, denn einige Modelle - wie dieser Hyundai Ioniq 5 - können deutlich höhere Ladeleistungen bieten als die vielerorts noch installierten 50 kW.

(Bild: Christoph M. Schwarzer)

Lesezeit: 3 Min.
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Auch wenn die Zulassungszahlen von Elektroautos in Deutschland zuletzt leicht unter den Zahlen des Vorjahres lagen: Ihre Zahl nimmt in Europa zu. Zwischen 2017 und 2023 sei ihr Anteil insgesamt dreimal schneller angewachsen als die Zahl neu installierter Ladestationen, argumentiert der europäische Automobilverband ACEA. Es gebe eine alarmierende Lücke zwischen der benötigten und der künftig vorhandenen Anzahl öffentlicher Ladesäulen.

Als Unterlegung seiner Befürchtung liefert der Verband Zahlen. Ende 2023 gab es, so berichtet der ACEA, 632.423 öffentliche Ladestationen in der gesamten EU und rund 3 Millionen batterieelektrische Fahrzeuge auf der Straße. Im vergangenen Jahr seien 153.000 neue Ladestationen hinzugekommen. Der Verband hält das für viel zu wenig. Bis 2030 sieht der ACEA einen Bedarf von 8,8 Millionen Ladepunkten. Die Europäische Kommission fordert bis 2030 insgesamt "nur" 3,5 Millionen Ladepunkte, um die Antriebswende wie geplant umzusetzen. Ende 2023 kämen auf einen Schnellladepunkt 29 batterieelektrische Fahrzeuge, bilanziert der ACEA.

Hinzu kommt ein extremes Ungleichgewicht bei der Verteilung von Ladepunkten innerhalb der EU. Rund 61 Prozent der öffentlichen Ladeinfrastruktur steht in Frankreich, den Niederlanden und Deutschland. Die restlichen 39 Prozent verteilen sich auf 80 Prozent der Fläche der EU, argumentiert der Verband. Diesen Umstand hatte im April schon der EU-Rechnungshof kritisiert. Allerdings gibt es auch einen Zusammenhang: Dort, wo in der EU die meisten Elektroautos verkauft werden, wächst auch die Zahl der Ladepunkt stärker als in anderen Gebieten.

Auch die vielerorts verfügbare Ladeleistung wird vom ACEA hart kritisiert. Ladesäule mit mehr als 22 kW machten nur einen Bruchteil der neu installierten Punkte aus, hieß es. Nur etwa jeder siebente Ladepunkt biete mehr als 22 kW. Dabei dürften mehr als 22 kW nicht von jedem Autofahrer mit einem schnellen Laden gleichgesetzt werden. Vielerorts sind noch DC-Ladepunkte mit 50 kW zu finden. Gemessen an den Verbrauchswerten, die wir auf der Autobahn in Tests immer wieder feststellen, würde das in vielen Elektroautos bedeuten, in rund einer Stunde ausreichend Energie für etwa 200 bis 250 km nachzuladen.

Der Verband der Autoindustrie fordert, dass die nationalen Regierungen die alternative Kraftstoffinfrastrukturverordnung (AFIR) zügig umsetzen und mehr in die Ladeinfrastruktur investieren als bisher. Für die Dekarbonisierung des Straßenverkehrs sei der Ausbau der Lademöglichkeiten der Schlüssel. Andernfalls seien die Ziele bei der CO₂-Reduzierung im Verkehrssektor nicht zu erreichen.

(mfz)